Meine Welt hat sich schon früh auf eine komische Art und Weise getrennt
Meine soziale Welt meine ich
Ihr musst wissen ich bin nämlich von da
Da geboren wo wir jetzt sind
Wie So viele hier und auch ganz viele nicht
Es gibt nämlich die die dableiben und die die weggehen
Da wo sie her sind, da wo sie geboren sind, wo sie aufgewachsen sind
Aber da wo man her ist ist nicht immer da wo man sein will
Und die die immer dableiben wollten haben immer anders gelebt als die die weggehen wollten
In meiner Wahrnehmung zumindest
Sie haben hier ein Leben gebaut
Wurzeln geschlagen und Dinge verwirklicht
Freundschaften gepflegt und alles zumindest ein bisschen ernst genommen
Die die wegwollten waren da anders
Sie wollten nun mal weg und demnach nicht da sein
und so sind viele Dinge dann halt auch nicht ganz so wichtig
Ich war immer Weggeher
Mit 14 bin ich weggegangen
Und dann lange Zeit nicht wirklich zurück gekommen
Auch wenn ich da war war ich Weggeher
Und andere sind auch irgendwie zu weggehenden Personen geworden
Im Laufe meiner Jugend
Langsam aber stätig sind hat sich eine Linie gezogen zwischen Menschen die weggehen und Menschen die dableiben
Denn wenn man weggehen will sind die Sachen die da sind auf eine ganz andere Art und Weise relevant als für die die dableiben wollen
Und ich wusste nicht wieso ich Weggeher war aber ich wollte auf keinen Fall dableiben
Und ich konnte auch weggehen
Und war auch weg
Zurest nur kurz und im Kopf halt
Und dann bin ich wirklich weggegangen
Ich war nun mal weggeher
Und dann irgendwann plötzlich wollte ich zurück
Und ich bin auch zurückgekommen
Aber als ich dann da war waren ja nur die da die da geblieben sind
Die ganzen anderen Weggeher:innen waren ja weg
Aber ich war wieder da
Aber da ich kein Dableiber war und ja weg war
War ich irgendwie alleine da
Bis ich dann andere gefunden hab die auch weggegangen sind
Andere Weggeher:innen die weggegangen sind von dort wo sie einmal waren
Und dann waren sie da und ich war da
Und irgendwann war ich lang genug da um mich auch wieder zu denen verbunden zu fühlen die von Anfang an da geblieben sind
In meiner Familie ist das weggehen und das dableiben auch definierendes Thema
Die meisten sind ja weg
Also nicht da
Und wenn sie nicht da sind sind sie wo anders und man sieht sie nicht so oft
Denn sie sind ja nicht da
Da sind eigentlich nur meine Eltern und mein Bruder und meine Tante
Alle anderen sind weg
Mein Papa ist nie weggegangen
Der war immer Dableiber
Und mein Bruder ist daweil auch Dableiber
Und meine Mama und ihre Schwester wurden einmal zum weggehen gezwungen und dann waren sie wieder da und sind auch immernoch da
Mein Grossvater ist damals sehr weit weggegangen
Mit seinen Eltern und seiner Schwester und seinem Bruder und vielen anderen
Wie viele andere konnten sie sich nicht entscheiden ob sie weggehen oder da bleiben
Und meine Oma ist ein bisschen weggegangen
Und dann ist mein Opa woanders hin gegangen und dann wieder zurück gekommen
Und seine Schwerster ist weggegangen
Sie ist Weggeherin
Und sein Bruder ist zurück gekommen und dann dageblieben und dann auch ein bisschen weggegangen
Aber nicht so weit weg also war er ja fast da
Aber mein Opa ist zurückgekommen
Wirklich zurück gekommen
Vielleicht wäre er ja ein Dableiber gewesen
Ich war einmal Weggeher
Aber ich hätte auch dableiben können
Ich hätte ein Dableiber sein können
Aber die meisten Menschen suchen sich das nicht aus
Mein Großvater musste weggehen obwohl er vielleicht gern dageblieben wäre
Vielleicht wäre er ja ein Dableiber gewesen
Viele müssen dableiben obwohl sie gerne weggehen würden
Und wir brauchen eine Welt in der jede Person weggehen kann und auch dableiben kann wenn sie es will
so wie ich
Ich war mal ein Weggeher aber ich hätte auch ein Dableiber sein können
Ich bin ein Zurückkommer
Ich liebe dich
Ich hasse dich
Ich fasse mich
Ich lasse mich
Ich raste nicht
Ich mache dicht
Ich dachte schlicht
Ich sehe licht
Ich sehe rot
Ich sehe blau
Ich sehe grün und gelb und grau
Ich sehe dich
Ich sehe mich
Ich sehe alles
Und auch nichts
Ich sehe wolken wind und Meer
Ich liebe dich und mich so sehr
Ich stehe auf und geh hinab
In mein selbst gemachtes grab
Ich geh hinein und leg mich nieder
Ich tauche ein in dein Gefieder
Das mich wohl und warm umgibt
Wie jemand der mich innig liebt
Und du, du stehst oben am rand
Du winkst mit deiner schönen Hand
Du ziehst Streichhölzer aus der Tasche
Und sieht zu, alles wird Asche
Alles was mal ich war
Alles was mal du warst
Alles was mal schön war
Alles was mal gut war
Alles wird eingetaucht
Momente plötzlich eingeraucht
Unter tiefen schwarzen Nebel
Gefesselt und geknebelt
Das ganze Loch vollgefüllt
Gedanken zusammengeknüllt
Alles vom Dunste verhüllt
Kommt herausgebrüllt
Ich liebe dich
Ich hasse dich
Ich fasse mich
Ich lasse mich
Ich sehe du sprichst
Das du auseinander brichst
Das du dich selber bestichst
Voller stolz und dich ängstlich
Sehe alles und auch nichts
Ich sehe violett und weiß
Ich sehe den triefenden schweiß
An der Seite des Gesichts
Ich sehe alles und auch nichts
Ich seh du sprichst
Ich breche aus
Ich krieche die Treppe hinauf
Lasse alles seinen Lauf
Atme ein und atme aus
Ich wache auf
Den Körper so heiss gekocht
Bis das reale aus mir weicht
Wie ein Hummer unterjocht
Schön und fürchterlich zugleich
Wer trägt die Krone der Wirklichkeit
Die Augen welche Bilder zeigen
Die Haut die immer gleich verheilt
Während andere alles totschweigen
Die Szenen die ich so sehr meide
Darstellen wie ich mich verkleide
Wie ich mich bedeck mit Seide
Während ich es doch erleide
Darstellen ich mich verrenke
Mich tief in mein Unglück senke
Alles was ich fühl zerdenke
Und mir selbst nur Mitleid schenke
Aber da sind doch auch Borsten
Wie bei der Raupe Nimmersatt
Mein Gehirn jetzt doch durchforsten
Umgedreht wird jedes Blatt
Alles anders vieles schlechter
Vieles besser vieles echter
Doch mir ist es so ergangen
Wie ich habe angefangen
Nicht ungewünschtes gleich vernichten
Sondern erstmal sprießen lassen
Warten welche sich verdichten
Und welche plötzlich doch verblassen
Verweilen bis es weiter geht
Die Ellipse die sich dreht
Deren Bahn zu kippen scheint
Welches doch nur sie meint
Die sich meistens selber heilt
Sich ständig selbst verurteilt
Alles erledigt bevor es eilt
Und doch auf der Spur verweilt
Alles was man gießt wächst auch
Selbst wenn man es nicht fassen kann
Doch urplötzlich meldet dich mein Bauch
Als ich versunken bin in meinem Bann
Doch noch bevor der Satz vollendet
Ehe ich den Punkt bedacht
Hat er sich komplett Entfremdet
Das Tor versperrt, höllisch bewacht
Und so gleite ich davon
Nun fern vom Sud in dem ich schwomm
Zurück in der warme Suppe
Gedanken aus der Krabbelgruppe
Weiches Wasser das mich kühlt
Aus Krustentier wird Gänsehaut
Die sich plötzlich anders anfühlt
Bewusstsein wieder aufgebaut
Und der Magen treibt mich hinaus
Aus der wahren Wunderlacke
Ideen abgestellt wie im Parkhaus
Wartend bis ich sie fertig backe
Doch eines ist doch geblieben
Ganz hinten in meinem Kopf
Sehr merklich aufgeschrieben
Trotz Gedanken an den Topf
Internationale Studien beweisen
Wir Menschen gehen doch in Kreisen
Herum um die Königin der Realität
Welche doch aus Instinkt entsteht